Buch-Tipp Dezember 2025

Rainer Pörzgen empfiehlt:

Yulia Marfutova

Eine Chance ist ein höchstens spatzengroßer Vogel Roman

Verlag: Rowohlt 2025

Marina lebt mit ihrer Mutter Nina Ende der 1980er Jahre in Moskau, als die Sowjetunion bereits ihrem Ende entgegengeht. Nationalismus und Antisemitismus werden wieder laut, so dass sich Jüdinnen und Juden die Frage stellt: Bleiben oder weggehen – doch wohin? Nach Westen? Nach Israel? In Marinas Umfeld ist das für viele ein beherrschendes Thema. Ihre späteren Töchter, die Ich-Erzählerin sowie ihre Schwestern Emma und Anna („siebzehn, sechzehn und zehn“ wie immer wieder erwähnt wird) lassen sich vom Leben ihrer Mutter in jenen fernen Jahren erzählen, zu denen diese bis zuletzt geschwiegen hat. Von der Familiengeschichte, aber auch von den Zeitumständen, insbesondere der Situation der Jüdinnen und Juden im Russland vor der Revolution und in der Sowjetunion berichten ihnen deshalb Mäuse, die ganz aus der Nähe die Menschen mit wachen und kritischen Augen beobachtet haben.

Die Autorin Yulia Marfutova ist 1988 in Moskau geboren, sie lebt heute in Berlin und Boston. „Eine Chance ist ein höchstens spatzengroßer Vogel“ ist ihr zweiter Roman. Ich habe ihn auch wegen der meist lakonischen, oft ironischen Erzählweise sehr gern gelesen.