Rainer Pörzgen empfiehlt:
Mohsin Hamid
Der letzte weiße Mann Roman
DuMont Buchverlag Köln 2022
Eines Morgens wachte Anders, ein weißer Mann, auf und stellte fest, dass seine Haut sich unleugbar tiefbraun gefärbt hatte“ – Franz Kafka lässt grüßen, auch in Mohsin Hamids Roman „Der letzte weiße Mann“ steht eine Verwandlung am Anfang. Aber anders als bei Kafka bleibt Anders (der im englischen Original ebenso heißt) nicht allein. Der pakistanisch-britische Autor entwickelt ein Szenario, in dem nach und nach alle weißen Menschen zu Schwarzen werden. Er beschreibt zunächst eine von Verunsicherung und auch Aggressivität geprägte Übergangszeit, bis schließlich, nachdem Anders‘ Vater als letzter weißer Mann gestorben ist, es nur noch Schwarze gibt. Das Leben aber, der Alltag geht ganz so weiter wie zuvor. Und als Anders‘ alte Schwiegermutter ihrer Enkelin von den früheren tollen Zeiten des Weißseins erzählen möchte, will das Kind das gar nicht mehr hören.
In die manchmal sehr langen Sätze Mohsin Hamids muss man sich erst einlesen; aber ich halte das Buch dieser Mühe wert, da der Autor mit seiner Parabel eine Bedeutungslosigkeit von Hautfarben vermittelt und damit einer Segregation nach „Rassen“, von welcher Seite auch immer, entgegenwirkt.