Joachim Seemann empfiehlt:
Robert Seethaler
Das Café ohne Namen Roman
Verlag: Ullstein Buchverlage 2023
Der Protagonist Robert Simon ist ein 31jähriger alleinstehender Gelegenheitsarbeiter in Wien. Er arbeitet auf dem Karmelitermarkt und lebt bei einer Kriegerwitwe zur Untermiete. Im Sommer 1966 pachtet er eine leerstehende Gastwirtschaft und eröffnet ein Café. Es bleibt das Café ohne Namen. Für zehn Jahre wird Simons Leben und die Entwicklung des Cafés und seiner Gäste dargestellt.
Vor dem realen Bild der Stadt Wien beschreibt der personale Erzähler in 39 Kapiteln den Umbruch der Menschen und der Stadt in eine neue Zeit und ein anderes Leben. Der Schluss zeigt diese Verknüpfung noch einmal deutlich. Am Morgen nach der Abschiedsfeier im Café, am 1.8.1976, stürzt die Reichsbrücke ein. Ihre Geschichte steht beispielhaft für die Geschichte Wiens und Österreichs in den vorhergehenden Jahrzehnten.
Dem Autor gelingt es, nicht nur die Zeit und ihre Menschen lebendig zu machen, sondern auch die allgemein menschlichen Verhaltensweisen und ihre gesellschaftlichen Wirkungen auch für die heutige Zeit zu zeigen. In jedem Fall ein sehr lesenswertes Buch.