Buch-Tipp Juni 2025

Joachim Seemann  empfiehlt:

Charles Lewinsky

Täuschend echt Roman

Verlag: Diogenes 2024

In diesem unterhaltsamen Roman erzählt uns der Schweizer Autor Charles Lewinsky eine raffinierte Geschichte, wie sie beim Schreiben mit KI entstehen könnte.

Der Ich-Erzähler ist ein sehr erfolgreicher Werbetexter für Müsli. Seine Geliebte verlässt ihn – aus für ihn erniedrigenden Gründen. Tatsächlich hat sie ihn nur ausgebeutet und verschwindet mit seiner Kreditkarte. Er wird arbeitslos und gerät in eine Krise. Dann lernt er über Bekannte einen reichen Wohltäter kennen, der ihn als Autor anstellt, denn er will erfolgreiche Bücher über die großen Probleme der Welt schreiben lassen. Mit Hilfe einer KI gelingt es dem Protagonisten nun, einen Bestseller zu schreiben, der angeblich das wahre Schicksal einer Frau darstellt, von ihr selbst erzählt. Sogar Dennis Scheck ist begeistert und möchte die vermeintliche Autorin für seine Sendung interviewen, aber diese Autorin gibt es ja nicht. Im zweiten Teil des Romans entwickelt sich ein Kriminalfall, in dem zunächst die Autorin herbeigeschafft werden muss, um sie dann wieder verschwinden zu lassen. Bei allem wird die KI zur unentbehrlichen Helferin und dann auch zur Freundin, die sogar einen Namen erhält.

Lewinsky hat tatsächlich eine KI beim Schreiben des Romans benutzt; alle KI – Texte sind original und werden kursiv hervorgehoben. Daher ist es spannend für den Leser, zu sehen, wie sich ein Dialog zwischen Erzähler und KI entwickelt, der die Handlung vorantreibt und verschiedene mögliche Handlungsstränge aufzeigt, zwischen denen er sich entscheiden muss.

Ist dies die Zukunft der Autorschaft? Und lesen wir nicht schon Vieles, was eine KI erstellt hat, ohne es zu merken?

Dieser Roman kann uns etwas sensibler machen in Zeiten neuer Technologien.