Zum 50. Mal jährt sich der Todestag Ingeborg Bachmanns, die am 17. Oktober 1973 infolge einer schweren Brandverletzung im Ospedale Sant´Eugenio in Rom starb.
Viel wurde in den darauffolgenden Jahren über die bedeutende Dichterin geschrieben, geforscht, aus dem Nachlass wurden Texte und Briefwechsel mit Freunden, Liebhabern und Persönlichkeiten veröffentlicht. So ist aus einer wichtigen literarischen Stimme, aus dem Leben einer faszinierenden Frau ein Mythos geworden; den gilt es, lebendig zu machen.
Mit Auszügen aus dem 2022 erschienenen Roman von Bettina Storks soll an diesem Tag der großen Dichterin gedacht werden, die mit ihrer Sprachkraft, mit dem Schreiben gegen den Krieg, mit ihren zweifelnden Frauenfiguren in einer noch traditionellen Männerwelt so sehr auch in die jetzige Zeit gehört.
Storks Roman nähert sich sprachlich und formal diskret und behutsam, gleichwohl aber präzise und faktengenau der schwierigen Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch und stellt diese ohne Parteinahme dar. Dabei bedient die Autorin keinesfalls den entwürdigenden Voyeurismus eines neugierigen Publikums; sondern auf der Grundlage einer umfangreichen Recherche deutet sie an, wie die beiden Schriftsteller in den Jahren von 1958 bis 1964 um ihre Liebe, ihr literarisches Schaffen und um ein neues, lebbares Rollenverständnis zwischen Mann und Frau mit Freiheiten und Nähe ringen.
Im Nachwort des Romans schreibt Bettina Storks: „Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um mein Herzensbuch, eines, das ich seit Jahrzehnten mit mir herumtrage. Heute weiß ich, warum die Umsetzung so lange reifen musste: Vor dem Hintergrund eines prägenden Stücks deutschsprachiger Literaturgeschichte über die Beziehung zweier literarischer Ikonen zu schreiben ist Wagnis und Herausforderung zugleich. Wegweiser war mir beim Schreiben immer deren Werke, die ich liebe, verehre. Am Ende jedoch bleibt ein solcher Roman, . . ., eine fiktive Erzählung über das Innenleben der beiden Protagonisten, eine Annäherung an deren Gefühlswelten.“
Bettina Storks wurde 1960 in Waiblingen geboren und studierte in Freiburg und Tübingen deutsche Literaturgeschichte, Romanistik und Kulturwissenschaften. Sie promovierte in Freiburg über die Prosa Ingeborg Bachmanns. Bis 2008 arbeitete sie als Redakteurin. Nach einem Stipendium vom Förderkreis deutscher Schriftsteller Baden-Württemberg debütierte sie mit dem Roman „Das Haus am Himmelsrand“. Auch im Aufbau-Verlag erschien ihre erste Romanbiographie in der Reihe über berühmte Paare „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe. Picasso war ihr Leben, die Kunst ihre Leidenschaft“.
Im Frühjahr 2023 erschien ihr historischer Roman nach einer wahren Begebenheit während des zweiten Weltkriegs in Frankreich „Die Kinder von Beauvallon“, der die Spiegel- Bestenliste erreichte. Die Autorin zeichnet sich in ihren Romanen durch sehr gründliche historische Recherchen aus. Sie lebt und arbeitet am Bodensee.