Samson und das gestohlene Herz

Andrej Kurkow liest aus seinem Roman

Moderation: Dorothea Westphal

Besuch aus der Ukraine: Andrej Kurkow

ist eingeladen und wir freuen uns, ihn im Heinrich-Heine-Haus begrüßen zu können. 

Anläßlich der Frankfurter Buchmesse kommt er nach Deutschland und sicher erfährt man bei der Lesung auch, wie es ihm persönlich gerade in der Ukraine ergeht.

Der 1961 in St. Petersburg geborene Andrej Kurkow lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er gilt als wichtiger ukrainischer Autor; sein Werk erscheint in 42 Sprachen. Er selbst spricht sieben Sprachen, darunter auch deutsch, obwohl er „einst das Deutsche als Fremdsprache verweigert [habe], weil die Nazis seinen Großvater ermordet [hatten].“ Sein Werk ist umfangreich, darunter Dokumentar- und Spielfilmdrehbücher und zahlreiche Romane. (Siehe auch BUCH-TIPP November 22, „Graue Bienen“) 

Für sein „Tagebuch einer Invasion“ wurde er 2022 mit dem Geschwister Scholl – Preis ausgezeichnet. Seit 1988 ist er Mitglied des Londoner PEN-Clubs.

Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine und zeitweise auch in London.

Der zweite Roman der angelegten Reihe um Samson und seine geliebte Nadjeschda spielt weiter in den Wirren nach der Russischen Revolution im ukrainischen Kiew des Jahres 1919. Die Rotarmisten haben Kiew eingenommen, Samson hat dabei den Vater verloren und sein rechtes Ohr, das er in einer kleinen Schachtel aufbewahrt. Durch Zufall ist er Ermittler bei der sowjetischen Polizei geworden und hat nun einen neuen Fall zu lösen, in dem es um illegale Fleischverkäufe geht. Zu allem Schrecken wird Nadjeschda entführt. Samson und Nadjeschda sind naiv und so voller Hoffnung auf eine gute Zukunft unter der Herrschaft der Sowjets.

Grotesk, gelassen und einfühlsam schildert der Autor das junge Paar, die chaotischen Verhältnisse und all die Menschen, die ums Überleben kämpfen. Beide Romane Kurkows sind vor dem Krieg entstanden und erst 2022 und 2023 in deutscher Sprache erschienen. 

Es wird interessant sein, vom Autor zu erfahren, wie das Geschehen 1919 und der besondere unaufgeregte Stil vor dem Hintergrund des aktuellen Geschehens verstanden werden kann.

Dorothea Westphal ist Literaturjournalistin bei Deutschlandradio Kultur, wo sie neben den Redakteurstätigkeiten Sendungen und Veranstaltungen moderiert. Sie war Jurymitglied für den Adalbert-von-Chamisso-Preis.