Buch-Tipp August 2022

Kirstin Linck empfiehlt

Patricia Highsmith

Tage- und Notizbücher

Die Romane von P. Highsmith haben mich als junge Frau in den 1990-zigern fasziniert. Was lag also näher, als sich nach dem Sensationsfund der Tage- und Notizbücher im Nachlass aus erster Hand intensiver mit der Autorin auseinanderzusetzen. Die Übersetzung landete also in meinem Bücherregal.

Das Volumen des Buches entspricht dem reichen Leben der Protagonistin. 

Erfreulicherweise wird zu Anfang eines Jahres immer eine Kurzzusammenfassung der wichtigsten Ereignisse gegeben. Selektives Lesen ist möglich, birgt jedoch Risiken!

Die Entwicklung der suchenden, unsicheren jungen Frau hin zur selbstbewussten, erfolgreichen Schriftstellerin ist über 50 Jahre detailliert zu verfolgen. Nebenbei ist zu entdecken, wann und wie sie erste Fragmente/Charaktere entwickelt oder verworfen hat.

„Das Vorherrschen »guter« und »schlechter« Personen bei Dostojewski. Das interessiert mich ganz egoistisch wegen meiner ähnlichen Neigung. Jede meiner wahren Romaninspirationen hatte diese Elemente. Charles und Bernard im ersten Roman. Und jetzt Tucker und Bruno. Technische Einzelheiten interessieren mich nicht. Gut und Böse sind in jedem einzelnen Individuum im Leben vorhanden, daher meine Themen, die Selbstprojektionen sind.“

Der vorstehende Eintrag vom 13. 2. 1948 inspirierte mich, den Roman „Zwei Fremde im Zug“ erneut zu lesen. Jeder der beiden Fremden hat einen Grund einen anderen umzubringen. Sie planen einen Rollentausch, der aber nicht ganz aufgeht. Die Identitäten verschwimmen, doch die Schuld bleibt.


[1] Herausgeberin: Anna Panta

ISBN 978-3-257-07147-4