Joachim Seemann empfiehlt:
Arno Geiger
Reise nach Laredo Roman
Verlag: Hanser 2024
In der Rahmenhandlung führt uns Arno Geiger ins Jahr 1558, ins Kloster von Yuste, in dem Karl V. seine letzten Lebensjahre verbringt. Erzählt werden die Geschehnisse vom Tag vor und vom Tag nach dem Tod Karls. Zwischen dem letzten zu Bett gebracht werden und dem Beginn der Leichenwaschung am nächsten Morgen entspannt Arno Geiger die „Reise nach Laredo“.
In dieser imaginären und phantastischen Reise, die mehrere Wochen dauert und in der das Personal der Rahmenhandlung in verwandelter Form und neuen Konstellationen erscheint, entflieht Karl seinem für ihn unbefriedigendem Leben. Es ist eine abenteuerliche Reise in ein anderes, ihm unbekanntes Leben, er kann als freier Mann nach seinen Gefühlen und Wünschen leben, er erlebt Freiheit, aber auch Niederlagen und Einschränkungen einer für ihn neuen Art. Am Ende erreicht er das Ziel und badet am Strand von Laredo.
Mich hat dieser Roman zunehmend gepackt und begeistert. Er zeigt spielerisch die fiktiven Möglichkeiten hinter dem Leben eines Menschen, der in einer Position scheinbar allumfassender Macht steht. Spannend sind auch Arno Geigers Aufnahmen, Bezüge und Umsetzungen bekannter und auch weniger bekannter literarischer Topoi.